Verwachsen!
Oder: Da wo ich zu Hause bin.

ist der 3. Teil der 7 teiligen Kreta-Erzählung von Elisabeth Katz.

Mehr als ein Fleckchen Erde ...!

Verwachsen mit allem, was uns im Leben wert und teuer war/ist.
Was wir lieben, was uns prägte, was uns im Gedächtnis blieb,
was uns vertraut vorkommt - heimatgleich irgendwie.

Liebe Elisabeth,
was war ich auch wieder gerne mit dir unterwegs! Wieder Kreta mit der Sfákia und den mir vetrauten Menschen. Als Ludwig dann erneut ins Buch kam, war ich gespannt, wohin euer Miteinander uns Leser dieses Mal führen würde. Egal, wohin deine Reisen auch gehen, egal, was du dazu erzählst, ich bin dabei. Ich fühle mit, denke in mein Leben hinein und folge deinen Pfaden. Erzählte ich dir, dass ich im letzten Frühjahr deinen Spuren gefolgt bin? Mit Rucksack, Wanderschuhen, wenig Gepäck und einem Herzen voller Neugier? Ich war dort, das erste Mal und erkannte alles! Nun ist Kreta - deine ewige Sehnsucht - auch meine. - Silke -

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Liebe Leserin, lieber Leser,

da dachte ich, es sei für den dritten Band meiner Kreta-Erzählungen alles geschrieben, und was war, es fehlte der Brief an meine Leser und Leserinnen. Zuerst wollte ich mich drum herumdrücken, dachte, dass doch alles gesagt sei und dass ich mich hier nur wiederholen könne. Dann dachte ich:

„Nee, nee, mach mal wie immer, fang an und lass fließen.“

In meinen Gedanken war die Vorstellung, einen Dreiteiler zu schreiben, einen ersten, einen zweiten und einen dritten Band, mit dem mein Kreta-Schreiben dann zu Ende sein würde. „Nix da!“, sprach das Leben. „Schreib mal schön weiter! Schreibe über dein Reisen, das Leben und die Liebe, über dein Denken und Fühlen, über deine Sicht auf die Dinge, über die eine und die andere Heimat und über all das, was dir dazu noch durch den Kopf gehen mag.“ Es blickte mir direkt in die Augen, lächelte und ergänzte: „Und ich, ich liefere dir weiter die Vorlagen dazu!“

Gesagt - getan.

Auf meiner diesjährigen Frühjahrsreise, im April/Mai 2017, lieferte es mir die Grundlagen für ein weiteres Buch, bei dem es sich, je länger ich darüber nachdenke, um den Inhalt des fünften Teils meiner Kreta-Reise-Erzählungen handeln musste, auch wenn zuvor von einem weiteren Band, einem vierten, bis zu diesem Zeitpunkt nie die Rede gewesen war.

Ich traf einen neuen Ludwig, mit dem der Gedankentausch zwar anders, aber ebenso vielfältig und interessant vonstattenging. Wir begegneten uns in Pitsídia, rein zufällig, wanderten von dort über die alte Landstraße nach Mátala und nahmen uns vor Ort in
seiner üblichen Herberge zwei Zimmer. Eigentlich wollte ich nur für eine Nacht in Mátala Quartier nehmen, doch dann kam alles, zu meinem Schreiberinnen-Glück, ganz anders.

Das dritte Buch ist fertiggestellt, der Denkprozess zum vierten und fünften in Gang gesetzt. Die Spreu ist dabei, sich vom Weizen zu trennen, die Inhalte sich in jetzt und später aufzuteilen. Es ist faszinierend, was Kopfinhalte ohne bewusstes Zutun allein aus sich heraus so anstellen.

Von einem Moment zum anderen schickte mich mein Kopf ins Frühjahr 2014, in dem sich meine üblichen vier Reise-Wochen durch einen wunderbaren Zufall auf sechs Wochen verlängerten. Bevor es für mich nach Kreta ging, verbrachte ich 14 Tage auf Páros, Naxos und Santorín. Ich hatte damals kurzzeitig darüber nachgedacht, diese Reise als Grundlage für ein viertes Buch zu wählen. Hatte mir den Titel „Dreimal zwei Wochen!“ erdacht und kurze Zeit später alles zusammen mit dem Gedanken „Drei Bücher sind eindeutig genug!“ wieder verworfen.

Nun ist die Geschichte wieder da, britzelt und brutzelt in meinem Kopf herum und möchte heraus! - Bis dahin wünsche ich gute Unterhaltung beim Lesen des hier nun vorliegenden dritten Teiles meiner kretischen Reise-Erzählungen. - Schön, dass ihr wieder mit dabei seid!

Herzlichst - Elisabeth Katz.



Leseprobe

Kapitel 1
Das Frühjahr 2012 war ein spätes. Ich kann mich nicht erinnern, je einen so üppig hellgrünen Mai erlebt zu haben. Der Mai ist immer grün. Blumen blühen. Bäume entfalten ihr Blätterkleid. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus.“ Ich war gerade auf dem Weg dorthin zurück - zurück zu meinem ostfriesischen Familienhaus, in dem seit Jahren, außer mir und Anton, dem zurückgelassenen Kater meiner Tochter, keine weitere sichtbare Seele mehr zu Hause war.

Anton und ich sind die Überbleibsel einer ehemals fünfköpfigen Familie. Alles in allem fein zufrieden. Inzwischen wieder gut organisiert und ohne Sorgen. Ich erledige und mache mit Hilfe meiner Wilma alles, was anliegt, während Anton zu Geschäftszeiten um unsere Kunden herumschnurrt oder in einem unserer Schaufenster dekorativ den Tag verschläft. Nachts schleicht er um die Häuser und durch Gärten, Mäusen aufzulauern.

Das Grün war mir eine Augenweide, eine von mir vordem nie so wahrgenommene Pracht. Töne in allen vorstellbaren Nuancen hingen an Bäumen und Büschen oder schossen als Gräser aus dem Boden. Ich saß neben meiner Schwester Katharina auf dem Beifahrersitz und bestaunte das helle frische Grün dieser späten Maientage.

Während meines vierwöchigen Kreta-Aufenthaltes hatte sich der deutsche Himmel bedeckt gehalten. Es wäre trotz der Monatsbezeichnung Mai einfach weiter April geblieben, lächelte Katharina. Sie hätten den 31. April gezählt, den 32. und 33. und den 34. und hätten vor dem 45. auch nicht damit aufhören können. Der Mai habe einfach nicht kommen wollen. An Frühling sei nicht zu denken gewesen. Kalt wäre es gewesen, regnerisch, grau und kalt. Doch nun sei er ja da, der Mai, vor wohl einer Woche gekommen, endlich gekommen, mit vierzehntägiger Verspätung - mindestens, und mit diesem Überangebot an nun frisch geschlüpftem Grün. Das Steingrau der kretischen Felsen, das Beige, das Rot, das Braun, das leuchtend helle Blau des Himmels und das andere Blau des Meeres - das Türkis, das Tintenblau, das Aquamarin. Ginster blühte gelb. Oleander rosa, rot und weiß. Andere Gewächse orange, blau, gar violett, mit der dazugehörigen Menge an Blatt- und Gräsergrün. Übers kretische Ganze verteilt, überschaubar. Auf den Hochebenen, in unverschämter Menge. Dennoch war ich an diesem 23. Mai auf der Fahrt von Oldenburg zurück in meine Heimatstadt von diesem üppigen späten Maiengrün geradezu entzückt!

Nach einer guten Auszeit, einem erfüllten Parallel-Leben, einer Zeitspanne, die weder zu kurz noch zu lang ist, ja geradezu genau im richtigen Maße, ist das Abreisen wie das Nachhausekommen gleichermaßen erfüllend. Ich war gerne zurück. Freute mich auf meinen Laden, meine Wilma und meine Kunden. Ich genoss den ersten Morgenkaffee im kleinen Bücher-Café am Fenster unserer Buchhandlung und lauschte Wilmas Rapport. Seitenweise Notizen mit Kundenwünschen, zu erledigenden Bestellungen, anderen Wichtigkeiten und Grüßen.

Zwei der 18 Verlage hatten die Probeseiten meines „Warrum nicht!“ ungelesen, mit dem Hinweis, dass das Thema gerade nicht in ihr Programm passe, zurückgesandt. Von den auf den Verlagsinternetseiten angekündigten sechs Monaten Bearbeitungszeit für unaufgefordert eingesandte Manuskripte waren nun zwei vergangen. Ich war zurück, erledigte das Wichtigste von der Laden-to-do-Liste und machte mir zwischenzeitlich Gedanken zu einem Plan B für die Veröffentlichung meines ersten Buches. Sollte sich keiner der großen deutschen, von mir angeschriebenen Verlage genügend für mein kleines Wunderwerk begeistern können, wollte ich vorbereitet sein.

So ist das bei mir. Ich mag weder ratlos noch planlos im Leben stehen, brauche für nicht eintreten wollendes Erhofftes einen Ausweichplan, eine Alternative, am besten gleich zwei oder drei. Òchi Stress, in Gelassenheit das Leben verbringen zu können, ist so wunderbar wunderbar für mich, dass ich darauf an keiner Stelle, zu keinem Zeitpunkt verzichten mag.

Den Nachmittag des 26. Mai nahm ich für Vorderhausaufgaben. Es war ein Samstag. Das Wetter leuchtend. Der Laden eigentlich ab 14 Uhr geschlossen. „Eigentlich“ ist, was meine Ladenöffnungszeiten betrifft, eines meiner Lieblingsworte.

Kernöffnungszeiten durchgehend von 10 bis 18 Uhr, an Samstagen von 10 bis 14 Uhr, eigentlich - doch solange ich nicht das Bedürfnis habe, mich in die obere Etage in meinen Privatbereich zurückzuziehen und ich unsere Korbstühle weiter vor dem Hause stehen lasse, ist darüber hinaus geöffnet. Ich verweile gerne unten im Laden, wenn ich nichts Außerhäusiges verabredet habe. Erledige Tätigkeiten, die im Normalfall nicht zu meinen liebsten zählen, und vollbringe sie dann zu meinem eigenen Erstaunen meist sogar ausgesprochen gerne. Alle Freiwilligkeit scheint einen positiven Einfluss auf meine Erledigungslust zu haben, und das nutze ich bei mir immer wieder schamlos aus.

„Elisabeth, das merkt man aber, dass du schon lange keinen Mann mehr hattest.“

Als mir ein junger Freund, gerade mal 21, kurz nach meiner Reise diesen Satz sagte, war ich ansatzweise erstaunt. Ich stand auf der oberen Stufe einer Aluausklappleiter und war gerade dabei, das defekte Leuchtmittel eines Außenstrahlers, der für gewöhnlich unser Firmenschild erhellt, auszutauschen.

Ich war seit drei Tagen aus Kreta zurück. War erholt, sonnenverwöhnt und winddurchflutet. Hatte Dieter bei meiner Ankunft mit meinem Strahlen diesen herrlichen Satz: „Mein Gott, siehst du gut aus!“ entlockt. Hatte mit Nina und Cornelia wunderbare Frauenpower gelebt. War des Horsts Zauberin gewesen und hatte mit meinem Teilzeitliebhaber genüssliche, gar liebevolle Stunden verbracht. Ich fühlte mich beflügelt, lebendig, gut und frisch und keineswegs bis gar nicht vertrocknet. Zum Glück begann ich nicht, mich zu erklären, fragte auch nicht nach dem Weshalb und dem Warum, ich fragte nur, wie er das denn meine. Ich sei so selbstständig geworden, war seine spontane und ernst gemeinte Antwort, worauf wir, erst ich, und als er seinen Fauxpas bemerkte, auch er, herzerfrischend lachen mussten.

„Oh nein, Elisabeth!“, sagte er mit plötzlich errötenden Wangen.
„No, never and never and never - you look better than ever!“
„Na!“, sagte ich daraufhin mit meinem breiten Lachen:
„Da haste die Kurve ja gerade noch mal gekriegt!

Lesen Sie mehr in "Verwachsen" von Elisabeth Katz.

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